Unsere Geschichte
Tresor Club
1991 wurde der Tresor Clubs als erster Techno Club Berlins in dem Tresorraum des ehemaligen Kaufhauses Wertheim auf dem ehemaligen Berliner Mauerstreifen eröffnet. Der Tresor wurde schnell zum bekanntesten Technoclub Berlins und erlangte weltweiten Ruhm. Er avanciert zur Plattform für die internationale Techno Bewegung die mit dem Aufstieg der Loveparade mit einem Millionen Publikum in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt erreichte.
Nach langwierigen Streitigkeiten um den Erhalt des Tresor Clubs am Ursprungsort musste der Club 2005 die Räumlichkeiten in der Leipziger Strasse verlassen und öffnete 2007 seine neuen Türen im Keller des ehemaligen Heizkraftwerk Mitte in der Köpenicker Strasse.
Der Tresor Club ist der älteste Techno Club in Berlin. Er ist wesentlicher Bestandteil der Berliner Technobewegung und mit dem angeschlossenen Tresor Records Label bedeutendes Zentrum der Technomusik und zählt bis heute zu den wichtigsten Clubs in Berlin.
Ausstellungsplakat des Humboldt Forums
Tresor Records
Um Mitternacht, am 13. März 1991, öffnete sich in der Leipziger Straße 126 in Berlin eine Kellertür. Durch diese Tür gingen viele, die auf dem Weg waren, neues Terrain in der elektronischen Musik zu definieren.
Tresor Records wurde im selben Jahr gegründet und vertiefte die Verbindungen über Deutschland hinaus. Aufstrebende Musiker aus Michigan, wie Juan Atkins, Underground Resistance und Drexciya, spielten in diesen frühen Jahren eine entscheidende Rolle. Ihre Besuche in Berlin brachten den Dialog zwischen der Jugendbewegung in Europa und diesen Musikern in Gang. Diese Geschichte ist eine Geschichte der Freundschaft, die untrennbar mit Städten wie Detroit und Birmingham verbunden ist, wo gleichgesinnte Freunde etwas wirklich Besonderes aufbauten, wo aufschlussreiche Rhythmen die verfallende Industrie in korrumpierten Metropolen untermalten. Diese Zusammenstellung markiert 30 Jahre Aktivität, von den Koryphäen der ersten Stunde bis zu den heutigen Protagonisten, die sich zusammengefunden haben, um unsere Landschaft weiter zu verändern. Jeder von ihnen definiert diesen elektronischen Sound neu, während er sich um den modernen Druck und den technologischen Wandel herumdreht und manövriert.
Von Detroit hören wir die Magie von Juan Atkins, die die abgenutzten Umgebungen widerspiegelt, bis hin zu New York City und Speaker Musics einschlägiger Botschaft des Widerstands. Der halsbrecherische Elektro von Helena Hauff vertieft den von Drexciya und Stingray eingeschlagenen Weg. Moritz von Oswalds raumgreifende, synchronisierte Konstruktionen zeigen eine abstrahierte Sichtweise auf Techno, ein Ansatz, der von Künstlern wie Donato Dozzy und Sophia Saze weitergeführt wird. Diese Künstler beschwören ekstatische Schwindelgefühle durch Klang, die einen mit den Menschen um einen herum verbinden und eine Atmosphäre schaffen, in der unsere kollektive Vorstellungskraft stark wird.
Für alle, die schon getanzt haben, und für alle, die noch tanzen werden: Das Licht am Ende des langen Tresor-Tunnels ist ein Signal. Ein Flackern inmitten des Nebels. Dies ist unsere Zukunft. Dies ist unser Platz.
Tresorbanner und Schließfächer aus dem alten Clubraum in der Ausstellung „Night Fever“ des Vitra Design Museums
Am Anfang war Hitze – Das Kraftwerk Berlin
1961 wurde das Kraftwerk Berlin parallel mit der Berliner Mauer errichtet. Als Heizkraftwerk Berlin-Mitte versorgte es bis 1997 die Berliner Ostbezirke mit Wärme und Elektrizität, nach der Einstellung des Betriebs folgten einige Jahre Deinstallation und Leerstand. 2006 entdeckte Raumforscher Dimitri Hegemann das Gebäude und erschloss es zunächst für seinen Club „Tresor“ der ein neues Zuhause suchte. Doch auch das Potential der 100m lagen Turbinenhalle erkannte Hegemann sofort: Ein Ort, der einem den Atem raubt: Stahl, Stadt, Beton, Staub. Eine Architektur, die in Fesseln legt und dabei einen Raum eröffnet, der in seiner Weite seinesgleichen sucht – bedrückend und befreiend zugleich. Und so wurde die Industriekathedrale aufwändig und behutsam um- und ausgebaut, um eine neue Kulturstätte für Berlin zu schaffen. Ein Ort für Kooperationen zwischen Kunst, Musik, Architektur und Film und neue Ausdrucksformen. International renommierte Künstler:innen wie Ryoji Ikeda, Anne de Vries und Cyprien Gaillard zeigten hier schon ihre Arbeiten, Ensembles wie die Staatsoper und der Rias Kammerchor, Choreografinnen wie Sharon Eyal und Florentina Holzinger bespielten in den letzten Jahren die Halle. Einmal im Jahr findet hier das Berlin Atonal Festival statt, welches damals wie heute Musikbegeisterte aus der ganzen Welt anlockt.
Diesen Raum durch Erbpachtrecht auf Dauer für kulturelle Zwecke zu erhalten und zu betreiben ist ein erklärtes Ziel der Stiftung.
Außenfassade des Kraftwerk Berlin
Internationale Projekte
Seit 1988 besteht eine enge Freundschaft zwischen Tresor Berlin und der Technoszene Detroits. Ohne Detroit Techno würde es die Berliner Clubszene so wie sie jetzt existiert, nicht geben. Um der Stadt Detroit etwas zurück zu geben und die „Connection“ aufrecht zu erhalten, wurden einige Initiativen gegründet. Hier ein paar Beispiele:
The Underground Music Academy (UMA) / 2990E Grand Blvd
Detroit, MI, USA
2016 unterstütze Hegemann die Entwicklung des Projektes 2990 East Grand Blvd. Gemeinsam mit Underground Resistance erwarb der Tresor das Nachbarhaus des Hauptquartiers. Unter Leitung von Wahjeed und Mike Banks wird dort die Underground Music Academy (UMA), eine Musikschule für elektronische Musik, kulturelle Bildung und interkulturelle Verständigung aufgebaut, um der ansässigen Jugend Wissen, Freizeitaktivitäten und interkulturelle Perspektiven zu bieten.
“The Underground Music Academy (UMA) is a Detroit-based community music hub that aims to build the future leaders of electronic music through its distinctive educational curriculum and mentorship model, rooted in Detroits Black electronic music legacy. Our vision of electronic music is one that realigns the values of originality, quality and social justice – closer to the genre’s origin. Our goal is to provide accesible and affordable music education in production, deejaying, and cooperative entrepreneurship to residents of Detroit and ultimately, the world.”
Packard Automotive Plant
Detroit, MI, USA
Der 1903 ebenfalls von Albert Kahn Asscociates fertiggestellte Gebäudekomplex Packard Automotive Plant bot sich als Ort für weitere Überlegungen zur Errichtung eines kulturellen Leuchtturms in Detroit an. Die Packard Motor Car Company stellte 1958 den Betrieb in den dortigen Fabriken ein. Bis Ende der 1990er Jahre wurde es von unterschiedlichen Gewerben genutzt und schließlich 2013 von einem spanischen Investor in einer Auktion erworben, welcher sich darauf spezialisiert hatte Industriegebäude in Ländern Nord- und Südamerikas aufzukaufen und zu sanieren. Der Komplex besteht aus 28 Gebäuden. Hegemann und sein Team entwickelten gemeinsam mit den Berliner Tresor-Architekten vom BüroZentral ein Nutzungskonzept für ein einziges Gebäude des Geländes: Haus 10. Die Ruine sollte mit einzelnen Kuben gefüllt werden, in denen Künstler*innen leben und arbeiten können sollten, sowie kulturelle Nutzungs- und Gemeinschaftsflächen. Auch hier sollte der ursprüngliche Charakter des Hauses erhalten bleiben, die neue Architektur zurückhaltend und Zweckorientiert gemeinsam mit der Ruine existieren können. Hegemann erklärte sich zur Finanzierung der Umbauten, dem Aufbau des Teams und des kulturellen Programms bereit. Lediglich die Bereitstellung einer grundlegenden technischen Infrastruktur, sowie eine langfristige Planungssicherheit durch die Überlassung von Haus 10 wurde beim Investor des Geländes angefragt. Da der direkte, kurzfristige Gewinn des Konzepts nicht hoch genug ausfiel sprang der anfangs sehr interessierte Investor leider ab.
Was bisher geschah
1982 – 1990
1982 Gründung des Atonal Festivals für progressive elektronische und experimentelle Musik- und Kunst durch Dimitri Hegemann, welches sich jährlich wiederholte.
1986 Gründung des FischBüros in der Wrangelstr. 70 in Kreuzberg. Als Galerie erdacht entwickelte sich das FischBüro schnell zu einem bekannten Dada Club im damaligen WestBerlin, der zu einer Keimzelle für eine Vielzahl von KünstlerInnen und Projekten wurde, die auch nach dem Mauerfall Furore machten. Die samstagabendlichen Forschungssitzungen zogen ein immer größeres Publikum an und sorgten für spektakuläre Aktionen im damaligen West Berlin. Nach dem Umzug 1987 in die Köpenicker Strasse wurden im Keller des dortigen FischBüros die ersten legendären UFO Parties veranstaltet, welche heute als Ursprungsort der Berliner Acid-House und Technoszene gelten.
1987 Eröffnung des Fischlabors, einer Szenekneipe in Berlin Schöneberg, die zu einem der Zentren der neuen Musikszene in West Berlin wurde.
Gründung des Plattenlabels Interfisch Records, das nach dem Mauerfall zum dem berühmten Label Tresor Records wurde, das Meilensteine der Technomusik veröffentlichte und namenhafte Stars der Technoszene förderte.
Fischbüro Flyer
1988 Eröffnung der Clubs UFO II in einem leestehenden Supermarkt in der Großgörschen Strasse in Berlin Schöneberg. Der UFO Club wurde zu einem der populärsten Clubs für die House und Acid und beginnenden Techno Bewegung und bereitete die nächste Revolution in der Musik- und Clubkultur in Berlin vor.
1989 Fall der Berliner Mauer
1988 – 1990 Reise Dimitri Hegmanns nach Chicago und Beginn der Zusammenarbeit dem Detroiter Projekt Final Cut/Jeff Mills, woraus eine bis heute Bestehende Freundschaft und Zusammenarbeit entwickelte. Dies begründet die bis heute anhaltende Verbindung Hegemanns mit der Stadt Detroit und der dortigen Artist und Musikszene.
1991 – 2006
1991 Eröffnung des Tresor Clubs als erster Techno Club Berlins in dem Tresorraum des ehemaligen Kaufhauses Wertheim. Der Tresor wurde schnell zum bekanntesten Technoclub Berlins und erlangte weltweiten Ruhm. Er avanciert zur Plattform für die internationale Techno Bewegung die mit dem Aufstieg der Loveparade mit einem Millionen Publikum in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt erreichte.
Der Tresor Club ist der älteste Techno Club in Berlin. Er ist wesentlicher Bestandteil der Berliner Technobewegung und mit dem angeschlossenen Tresor Records Label bedeutendes Zentrum der Technomusik und zählt bis heute zu den wichtigsten Clubs in Berlin.
1995 Planung des Tresor Tower auf dem Gelände des Tresor Clubs in der Leipziger Strasse, um ein Technokulturzentrum mit Räumlichkeiten für Technoplattenlabels, -zeitschriften, – Modelabels, Restaurants und Hostels sowie weiteren Branchenbetrieben unter einem Dach zu vereinen. Leider konnte dieses wegweisende Projekt nicht verwirklicht werden.
2005 Nach langwierigen Streitigkeiten um den Erhalt des Tresor Clubs am Ursprungsort Auszug des Tresor Clubs aus den Räumlichkeiten in der Leipziger Strasse.
2007 – heute
2007 Eröffnung der neuen Räume des Tresor Clubs in dem ehemaligen Heizkraftwerk Mitte in der Köpenicker Strasse. Umwandlung der Industriekathedrale zu einem bedeutenden Kulturstandort in Berlin. Die ehemalige Turbinenhalle wurde aufwendig zu einem international renommierten Ausstellungs- und Veranstaltungsort ausgebaut.
2012 Gründung der Detroit Berlin Connection, die sich für den kulturellen Austausch beider Städte einsetzt. Schwerpunkt ist der Einfluss der Club- und Nachtkultur auf Stadtentwicklung
Gründung der Happy Locals, einer Beratungsagentur für junge Kreative und Gemeinden, die mit Know How Visionen und Projekte fördern will, um die Attraktivität von Regionen und kleineren Gemeinden in strukturschwachen Gebieten zu steigern.
2013 Wiederbelebung des Berlin Atonal Festivals unter neuer Führung. Seit der Neuauflage des Festivals hat es sich zu einem bedeutenden Festival für avantgardistische und experimentelle moderne und elektronische Musik und Künste entwickelt.
2021 Vorstellung Inititaive Clubs für Deutschland auf dem deutschen Städtetag. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, die Clubkultur in Deutschland zu verbreiten und damit einen Beitrag zur Aufwertung von strukturschwachen Regionen und die Abwanderung junger talentierter Menschen aus diesen zu stoppen.
Gründung der Stiftung Tresor Foundation Berlin, deren Zweck in der Bewahrung des Lebenswerkes von Dimitri Hegemann und der Förderung von Kunst und Kultur bestehen.
2022 31 Jahre Tresor Club, Ausstellung Techno, Berlin und die große Freiheit, die die Geschichte des Tresor Clubs und der Berliner Technobewegung beinhaltet
2023 Gründung der Academy for Subcultural Understanding. Ziel der Academy ist es, jungen Menschen aus ganz Deutschland das Wissen und die Erfahrung für den Aufbau und erfolgreichen Betrieb eigener Clubprojekte zu vermitteln
2024 im Frühjahr Beginn der Arbeit der Academy mit der ersten Ausbildungsrunde
Anerkennung der Berliner Clubkultur als immaterielles Kulturerbe Deutschlands durch die UNESCO
Nach der Übersiedlung des renommierten Techno Plattenladens Hard Wax und der Aufnahme der Arbeit der Academy ist Hegemann seinem Ziel eines Technokulturzentrums auf dem Areal des Kraftwerks Berlin näher gekommen.
Für die Zukunft bestehen der Plan und die Aufgabe, diesen Ort als Kulturstandort und Kreativzentrum in Berlin zu erhalten und auszubauen.